Die kleinen Dosen und Kisten in meinem Haushalt sind mehr als bloße Behälter. Sie sind eine Methode die Zeit in meinen vier Wänden umzukehren, oder zumindest optisch still stehen zu lassen.
Einer der ersten Eindrücke die Mensch in meinen Zimmern hat ist wohl, dass wenig ‚moderne‘ Gefäße herumstehen und stattdessen alles in Kisten, Dosen und Gläsern ohne Markennamen umgefüllt steht.
Mein Zucker, Mehl und Kaffee steht nicht in den Plastik- und Papiertüten auf der Arbeitsplatte, sondern hat seine eigenen Porzellan- und Glasgefäße. Ebenso die Gewürze im Schrank, welche alle aus den Plastiktüten in Gläser und kleine Gewürzdosen aus dem vorigen Jahrhundert umgefüllt wurden. Genauso geht es in meinem Schlaf- und Wohnzimmer weiter, in dem ich ebenfalls versuche, alles in passenden Gefäßen unterzubringen und mich dabei manchmal selbst überrasche, wie ich Kistchen in Kästchen staple, wenn ich zum Beispiel meine Manschettenknöpfe in einem Kästchen verpackt in meine Schmuckschublade lege, oder meine Bastelutensilien chaotisch in Schachteln lege, um sie dann in größere Schachteln zu verpacken. Selbst im Bad und bei der Schuhpflege versuche ich die bunten Verpackungen von 2025 zu verstecken oder gleich beim Kauf zu vermeiden.
In diesem Verhalten offenbaren sich zwei Wünsche, welche ich an ein meinen Lebensraum habe.
Zum Ersten helfen mir die schönen neuen, alten Umverpackungen dabei Achtsamkeit und Ordnung in meinen Haushalt zu bringen. Mit dem Umverpacken schaffe ich eine persönliche Bindung zu den Dingen und Lebensmitteln. Jedes Lebensmittel wird ein Teil meines Mikrokosmos und mir seine Existenz sehr viel bewusster, als wenn ich sie in Plastik in den Vorrat stellen würde. Jeder Gegenstand in meinem Zimmer bekommt eine Stätte, einen Ort an den er gehört und an den ich ihn zurücklegen kann, wenn ich mit der Benutzung fertig bin. Das hilft meinem Kopf auch immer dabei, eine einmal geschaffene Ordnung beizubehalten und nach einem großen Chaos dahin wieder zurückkehren zu können. Denn mein kleines Hirn ist nicht immer gut darin eine Ordnung aus eigenem Antrieb wieder herzustellen.
Als zweiter, nachhaltiger und ökologischer Vorteil entsteht aus diesem Verhalten eine minimalistischeres und aufmerksames Kaufverhalten, denn ich sehe sehr viel schneller was noch an Lebensmitteln vorhanden ist und wie viel Platz ich noch für Gegenstände habe. Wenn mein Glas voller Linsen sich leert, habe ich einen für mich leichter verständlichen optischen Reiz der Vorratshaltung, als wenn ich aus einer Plastiktüte die letzte Linse kullern lasse. Und so geht es mir mit meinen Dingen im Schlafzimmer. Ich habe nur einen begrenzten Platz und Futterale lassen sich nicht in kleinste Ecken schieben. So muss ich meinen Besitz klein halten, mit dem Platz haushalten und wenn neue Dinge in mein Haus krabbeln müssen dafür auch immer wieder Dinge gehen. Da mir das gehen lassen jedoch oft schwerfällt, lasse ich auch seltener neue Dinge in meinem Haushalt Platz nehmen.
Meine Kästchenordnung lebt und atmet mit mir, die Behältnisse wandern in meinen Besitz, finden ihren Platz und bekommen eine Füllung. Da die meisten von ihnen aus Naturmaterialien bestehen, schon sehr alt sind, oder selbstgemacht und setzen daher eher eine Patina an, als dass sie unansehnlich vergilben und sich der Klebstoff der Etiketten sich langsam löst. So haben die Futterale eine andere Lebensdauer als die meisten modernen Umverpackungen.
Jedes Döschen trägt eine Geschichte, eine Möglichkeit, ein Stück Zukunft und Vergangenheit. Veganachronistisch bedeutet hier: nicht nur Nutzen, sondern auch Erinnerung und Vision.

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