Nach ich glaube vier Jahren, täglichen tragen, unzähligen durchfeierten Nächten und rauher Behandlung, Stürzen und Kratzern war es Zeit für eine neue Brille. Das neue Gestell, so viel war klar, sollte nicht so unterschiedlich zu meinem alten sein, vielleicht etwas runder. Ich durfte feststellen, ich liege scheinbar mit einem Solchen auch aktuell im Trend. Eine schicke Fassung in Horn Optik war leicht gefunden und erschreckend günstig auch erstanden. Ich habe noch immer aus Jugendzeiten im Kopf, dass eine Brille eine große Investition ist und nicht einfach ein Lifestyle Objekt, welches mensch im Brillen Discounter kaufen kann. Meine Sehstärke hatte sich nicht verändert, was mich sehr freudig stimmte, da mir immer gesagt wurde, die Augen werden stetig merklich schlechter. Und so war die Brille bestellt und nach einer coronabedingt etwas längeren Wartezeit konnte ich sie dann auch abholen. Sie passte perfekt, meine Augen waren glücklich.
Meine alte Brille nahm ich vorsichtig in ein kleines Beutelchen verpackt mit und beschloss sie als Ersatzbrille für schlechte Zeiten aufzuheben, wer weiß was passiert und ich hatte die Worte meiner Mutter da noch im Kopf, Ersatz ist immer Gut.
Und dann schlug mich der Minimalismus yum Glück zurück, nach der Arbeit war ich noch mit meiner Kollegin Lebensmittel kaufen und erzählte ihr von meinem konservativen Plan. Im selben Moment greife ich im meine Umhängetasche um noch mal sicher zu stellen, dass sie auch wirklich oben auf allem aufliegt und stelle fest, sie ist in der Mitte durchgebrochen.
Der Schockmoment hielt nur eine Sekunde denn dann musste ich über mich selbst lachen. Ich habe versucht zu hamstern und das ist nicht in meinem Sinn. Das Universum hat mich daran in seiner smarten Härte erinnert.
reuse ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, aber horten für schlechte Zeiten soll es nicht sein. So bin ich froh, dass sie zerbrochen ist, freue mich über die neue Brille und überlege lieber im richtigen Moment, wenn ich sie brauche eine schöne und passende Zweitbrille zu erwerben, die ich auch tragen würde, als eine alte und verschlissene Brille in der Schublade liegen zu haben, die ich nicht trage und nur aus Angst besitze.