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So wie ich eine Tasse Tee zubereite, so will ich leben

Bereits am 10. Dezember 2018 schrieb ich die Überschrift zu diesem Beitrag. Ich war mitten in meinem zweiten Schub meines Hyperfokusses am Minimalismus im Alltag und wollte unbedingt mein ganzes Leben an einem emotionalen Optimum ausrichten.

Neben meiner Selbstständigkeit beschäftigte ich mich mit alternativen Lebens- und Arbeitsformen, versuchte meinen Hausstand so klein, unelektrifiziert und “vintage” wie möglich gestalten und lehnte zwischenzeitlich den Kaffeegenuss als “zu sehr Mainstream” ab.

Jedoch gelang es mir damals nicht, den Text über den Teekonsum und mein Leben niederzuschreiben. Heute kann ich nicht mehr genau sagen, ob es daran lag, dass ich immer viel zu tun hatte oder ob ich in meinen Gedanken noch nicht bereit war, mein Leben und meinen Alltag tiefgreifend zu reflektieren.

Somit blieb die Überschrift für vier Jahre unberührt in meinem Archiv, bis ich im Februar 2025, bei einer Tasse Tee, begann, meine gereiften Gedanken zu diesem Thema aufzuschreiben.

Meine Teezeremonie im Sommer 2023

Wie ich eine Tasse Tee zubereite.

Ich bin kein Perfektionist, aber ich schätze schöne Rituale. Ich habe spezielle Tassen und Kannen für verschiedene Teesorten. Meine Teekultur ist nicht minimalistisch, aber voller bewährter Lieblingsstücke. Je nach Tee und Durst verwende ich unterschiedliche Größen von Kannen und Tassen.

Ich verwende am liebsten die losen Tees, welchen ich selbst in der Intensität angepasst in den Filter geben kann, bin jedoch auch nicht komplett den fertigen Beuteln abgeneigt. Auch wenn ich in der minimalen Zeitersparnis der abgepackten Tees keine Vorteile sehe.

Bei der Zubereitung verschiedener Teesorten achte ich auf eine ungefähre Einhaltung der Temperatur und Ziehzeit der jeweiligen Blätter. Den Grünen Tee gieße ich kühler und Kürzer auf, als einen Kräutertee. Und damit endet hier bereits mein technischer Anspruch. Weder messe ich die Temperatur mit einem Thermometer, noch berücksichtige ich den Kalkgehalt meines Wassers.

Wie ich lebe.

Ich mag meinen Wohnraum minimalistisch und individuell eingerichtet. Doch sehe ich mich und den Minimalismus inzwischen sehr anders als noch vor 6 Jahren.

Ich hatte damals den Wunsch, einen Lebensstil zu schaffen und durchzuhalten, welcher an vielen Stellen durch einen Zwang der Entsagung geschaffen wurde. Heute sehe ich das sehr viel differenzierter und auch den Trend zum Minimalismus merklich kritischer.

Minimalismus ist ein schwieriges Unterfangen, braucht einen langen Atem und nicht alles ist so 100% strahlend ist, wie es auf Instagram und YouTube Videos gezeigt wird. Der Veganachronist ist weitergewachsen.

Meine Teetasse steht nicht immer verträumt neben meiner Tatstatur auf dem sauber gewischten Schreibtisch. Manchmal steht sie auch zwischen unsortierten Papieren und schmutzigen Tellern.

Dort greift mein Verständnis des Minimalismus. Denn sie stehen immer seltener im Chaos und viel häufiger auf einem leeren (und manchmal auch gewischten) Schreibtisch.

So kann mein Zimmer aussehen
Aber auch so trinke ich Tee

Wie das Teekochen meinem Alltag hilft.

Mein Alltag unsteter Alltag schafft regelmäßig Momente, in denen ich nicht so herunterfahren kann, wie ich es gern würde. Wenn es mein Kopf zulässt, versuche ich in diesen Momenten einen Schritt zurückzutreten und mich wieder auf die Spur zu bringen. Dabei hilft mir manchmal auch ein Tee. Schon allein die Handlung mich von meinem Schreibtisch zu lösen und in die Küche zu gehen, um Wasser aufzusetzen und den Tee auszuwählen hilft mir, mich wieder selbst zu spüren.

Wenn das Getränk dann fertig ist, hilft mir seine Temperatur dabei mich selbst zu bremsen und mich auf die Tasse zu konzentrieren. Nach den ersten Schlucken beginnt mein Kopf sich zu entspannen und die Welt mit etwas mehr Abstand zu betrachten.

Tipps zur Teebereitung

Ich mache wie oben schon bemerkt aus dem Tee kochen keine große Wissenschaft.
Ein wenig auf die Temperatur achten und nicht zu lange ziehen lassen, dann wird das schon.

  • 100°C, Kräutertee, 5-10 Minuten
  • 95°C, Schwarzer Tee und Früchtetee, 5-10 Minuten
  • 80-85°C, Oolong Tee, 2-3 Minuten
  • 70-75°C, Grüner Tee, 1-2 Minuten
  • 60°C, Weißer Tee, 1-2 Minuten

Mate Tee geht da einen anderen Weg, den Mate-Becher wird etwa zur Hälfte mit Blättern füllen und mit 40 Grad warmem Wasser aufgießen. Zwei Minuten ziehen lassen und dann mit 70 bis 85 Grad heißen Wasser aufgießen, bis der Becher halb gefüllt ist.

Ein paar Fausregeln zum Schluss:

  • Je größer die Menge der Teeblätter, desto stärker auch der Geschmack des Tees
  • Je länger die Ziehzeit, desto intensiver ist der Geschmack des Tees
  • Je frischer der Tee, desto besser der Geschmack des Tees.
  • Kochendes Wasser kann zarte Grüne und Weiße Tees zerstören.
  • Mit einer kleine Teekanne ist es leichter die Stärke des Aufgusses und der Geschmack zu kontrollieren.
Es gibt viele Teetassen, nimm dir eine, die sich gut in deiner Hand anfühlt
Tee und Kanne bei einem alltäglichen Essen