Von den schönen Dinge...
Das ich ein Waldtierchen bin, ist ja inzwischen hier wohlbekannt.
Und als solches finde ich im Wald auch immer gern Dinge, welche ich dann natürlich auch mit nach Hause nehme. Äste, Blätter und allerlei Waldfrüchte wandern in meinen Taschen mit mir zurück in die Zivilisation. Und auch so manches Fundstück von der Straße kommt trage ich so in mein Zimmer.
Meistens lasse ich die Dinge nach wenigen Tagen oder Wochen wieder frei, bringe sie zurück ins Grüne oder werfe sie in den Kompost oder Müll.
Doch manche Dinge, besondere Dinge, Geschenke von anderen lieben Wesen und Erinnerungen an besonder Momente bleiben länger um mich herum. Es kommt jedoch irgendwann der Moment, an dem auch ein so mächtiger magischer Gegenstand seinen Zauber aufgebraucht hat und in meiner Welt nur noch als verstaubtes Relikt aus einer längst vergangenen Zeit herum liegt.
... und dem loslassen
Dann ist es so weit ihn gehen zu lassen. Alle Kraft ist gewichen und der Blick nur noch rückwärtsgewand.
In meiner aktuellen Lebensphase habe ich für mich festgestellt, das es mich eher belastet als belohnt mich mit zu vielen Erinnerungsstücken zu umgeben.
Ich bin ja jetzt über Vierzig, habe ein paar große und kleine Erlebnisse in meinem Leben gehabt und die Erinnerungen mit mir herum getragen.
Doch der Blick immer nur zurück macht mich schwermütig, füllt meinen Raum mit zu viel der “Guten alten Zeit” und lässt mich nicht wachsen.
Da habe ich begonnen eine Kiste zu Packen, beschriftet mit “bring mich in den Wald” und habe da alle Erinnerungsstücke hinein gelegt, die nur noch als Ballast im Meer der Erinnerungen geschwommen sind.
Das Ritual
An diesem sonnigen Tag im Oktober, der Herbst färbt schon alle Blätter und die Luft am Morgen war mit drei Grad auch schon richtig kalt, begab ich mich mit dem Sommerle und Herr Jack in den Grunewald auf den Havelhöhenweg um einer Kiste voll mit Wunderdingen in freude und andächtig Lebewohl zu sagen.
Jeden der Gegenstände, die ich an diesem Tag in den Wald getragen habe war etwas besonderes. Trotz ihres teilweise schon recht hohen Alters und meines schlechten Gedächnisses konnte mich bei (fast) jedem an die Geschichte erinnern, welche damit verbunden war.
Es waren große und kleine Geschichten von Liebe, Vertrauen, Abenteuern und Hoffnung.
Doch ich war bereit sie los zu lassen.
Ich brachte die Dinge an Orte welche ihnen würdig waren. Meist so gut sichtbar das andere Wanderer sie auch sehen und finden konnten; vielleicht ist ja für jemanden anders eine neue Magie darin.
Es war ein Tag voller lichtdurchfluteter Momente in einer Zeit die aktuell für mich recht schmerzhaft und schwierig ist.
Mit jedem Teil, welches ich liebevoll an seinen neuen Fundplatz im Wald legte fiel auch ein Stück der Schwere und der in ihnen mit getragener Erinnerung von mir ab.
Als wir dann mit leeren Taschen und der Dämmerung wieder zu Hause ankamen, wir hatten gepicknickt und sogar einen kleinen Schlummer auf einer Wiese in der Sonne gemacht, war ich sehr erschöpft, aber ruhig und glücklich.
Ich vermisse keinen der Gegenstände und bin froh, wenn ich an die lichtdurchfluteten Orte denke an denen sie jetzt leben.
Der Havelhöhenweg, unser Weg durch den Wald
Der Weg durch den Wald ist leicht zu begehen, relativ fern ab von Autostraßen, Vormittags sehr Menschenleer und mit einigen Höhenmetern, Treppenstufen und schöner Aussicht auch einen Spaziergang wert.
Mit rund 10 Kilometern ist er nicht zu kurz für uns gewesen, gut Ausgeschildert und auch mit der Bahn gut zu erreichen. Start- und Endpunkt sind S-Pichelsberg und S-Wannsee/S-Nikolassee.